Diese Klebstoffe befinden sich nach dem Auftragen und Abkühlen in der sogenannten „Wachsphase“. In dieser Wachsphase ist die Haftung zu Dispersionslackierungen nur schwach ausgeprägt.
Im typischen Prozess einer industriellen Buchbinderei können durch das Entlassen aus den Klammerwagen Erschütterungen durch kleine Fallstufen auf den Transportbändern oder der Stapeldruck im Dreischneider zum Ablösen des Umschlags vom PUR-Rückenleim führen.
Der Klebstoff reagiert im Nachgang wie üblich aus und die Seitenhaltbarkeit ist PUR-typisch hoch, aber im Ergebnis erhält man eine Art „ungewollter Freirückenbroschur“.
Bei einer ausreichend vorsichtigen Behandlung der frisch gebundenen Exemplare muss es nicht unbedingt zu dieser Ablösung kommen. Ist der PUR bei bestehendem Kontakt erst einmal ausreagiert, ist der Umschlag nicht mehr ohne Materialriss abzulösen.
Die Bindeproduktion mit durchlackieren Umschlägen kann also funktionieren, birgt aber immer das Risiko des Ablösens.
Empfehlung: Aussparungen bei dispersionslackierten Umschlägen an den Klebeflächen sollten generell immer einheitlich ausgespart werden, auch bei nichtreaktiven Schmelzklebstoffen.
Dies gilt für PUR-Schmelzklebstoffe im Allgemeinen.
Interessanterweise zeigen die „nichtreaktiven Schmelzklebstoffe“ diese Ablösungen nicht. Für eine Produktion „mit nichtreaktiven Schmelzklebstoffen“ muss der Buchrücken bei den dispersionslackierten Umschlägen nicht ausgespart werden.